Ausländerinnen und Ausländer sind aus der Schweizer Wirtschaft nicht mehr wegzudenken. Dabei stellen sie nicht nur einen bedeutenden Teil der Arbeitskräfte in etablierten Unternehmen. Immer mehr Ausländer entscheiden sich für den Weg in die Selbständigkeit, gründen innovative Unternehmen, schaffen Jobs und ermöglichen damit sich selbst und anderen Menschen ein erfolgreiches (Arbeits-) Leben.
Um etwas Licht ins Dunkel des ausländischen Unternehmertums zu bringen, haben wir sämtliche im Jahr 2022 neugegründeten Einzelunternehmen und Gesellschaften mit beschränkter Haftung (GmbH) analysiert. Bei diesen beiden Rechtsformen – die drei Viertel aller Neugründungen ausmachen – sind die Firmengründer in der Regel gut identifizierbar. Diese auf Handelsregisterdaten basierende Auswertung zeigt:
- 37% der Firmen haben einzig ausländische Gründer
- 55% der Firmen haben einzig Schweizer Gründer
- 8% der Firmen sind «gemischte» Gründungen (Beteiligung von Schweizern und Ausländern)
Ausländische Staatsangehörige waren folglich an 45% aller Unternehmensgründungen beteiligt. Zum Vergleich: Der Ausländeranteil an der Bevölkerung liegt bei 26%, der Anteil an den Erwerbstätigen (inkl. Grenzgänger) bei 32%. Die grösste Ausländergruppe unter den Firmengründern stellen die Deutschen; alle Nachbarstaaten zusammen machen rund die Hälfte der ausländischen Firmengründer aus.
Analyse nach Kanton
Den grössten Anteil an ausländischen Firmengründungen haben die Kantone Genf und Tessin, in denen fast die Hälfte der Einzelfirmen und GmbH von Personen mit einem ausländischen Pass gegründet werden. Inklusive gemischter Gründungen liegt der Ausländeranteil bei über 60%. Die Zahlen spiegeln den Ausländeranteil in der Bevölkerung wider: So sind etwa die fünf Kantone mit den (anteilsmässig) meisten Firmengründungen durch Ausländer auch diejenigen mit dem höchsten Ausländeranteil in der Bevölkerung.
Analyse nach Branche
Die Gründung einer Firma allein sagt noch nichts über deren volkswirtschaftliche Bedeutung aus. Entscheidend ist, wie erfolgreich und langlebig das Unterfangen ist sowie wie viel Wertschöpfung und welche Art von Arbeitsplätzen geschaffen werden. Internationale Studien zeigen, dass sich die von Ausländern gegründeten Firmen auf beiden Seiten des Unternehmens- bzw. Arbeitnehmerspektrums konzentrieren: sowohl bei eintrittsniedrigen, eher geringqualifizierten Branchen/Berufen wie z.B. einem Teil der Gastronomie als auch bei hochqualifizierten Tätigkeiten, etwa im Hightech-Sektor. Doch welche Art von Unternehmen gründen Ausländerinnen und Ausländer in der Schweiz?
Ausländische Gründer sind auch hierzulande in den eher eintrittsniedrigen Branchen Verkehr und Lagerei (u. a. Taxibetriebe, Umzugstransporte), Baugewerbe, sonstige Dienstleistungen (u. a. Coiffeur- und Kosmetiksalons) sowie dem Gastgewerbe stark vertreten. Markant unterrepräsentiert sind sie in keiner Branche. So haben wir bereits in einem früheren Blog-Beitrag gezeigt, dass Ausländer etwa auch überdurchschnittlich oft Hightech-Startups gründen.
Die hohen Zahlen sind bemerkenswert, zumal ausländische Gründer oft mit höheren Barrieren (z.B. infolge Sprachhindernissen, fehlender Netzwerke und Unkenntnis administrativer Prozesse) zu kämpfen haben. Die überdurchschnittliche Unternehmertätigkeit wird im Ausland oft damit begründet, dass Auswanderer per Definition bereit sind, Risiken einzugehen und somit eine selektive Auswahl von Menschen mit einer höheren Risikobereitschaft darstellen. Gleichzeitig wird argumentiert, dass Ausländer infolge schlechterer Arbeitsmarktchancen in die Selbständigkeit «gedrängt» werden – wofür es aber in der Schweiz kaum Evidenz gibt.
Weiterführende Informationen zu diesem Thema finden Sie in unserer neuen Publikation «Grenzenlos innovativ».