Während und nach Krisen haben Reformvorschläge Hochkonjunktur. Das ist auch bei der noch längst nicht ausgestandenen Finanz- und Schuldenkrise so. In der Schweiz kommt mit der «Vollgeld-Initiative» des Vereins «Monetäre Modernisierung» nun eine Idee auf die politische Agenda, die nichts weniger verspricht als eine Zukunft ohne Finanzkrisen und ohne Inflation. Um dieses Ziel zu erreichen, soll nur noch die Nationalbank Geld schöpfen dürfen.
Das vierte «avenir standpunkte» setzt sich mit der mehr als achtzig Jahre alten Vollgeld-Idee fundiert auseinander. Die in geldpolitischen Fragen erfahrenen Autoren Jörg Baumberger (emeritierter Professor an der Universität St. Gallen) und Rudolf Walser (Senior Consultant bei Avenir Suisse) gehen dabei vor allem den Problemen des Übergangs vom heutigen in ein neues Geldsystem nach und untersuchen, welche Folgen eine Umsetzung der Initiative für den Finanzsektor hätte. Ihre Schlussfolgerungen sind eindeutig. Eine Vollgeld-Reform brächte bei weitem mehr Risiken als Chancen. Sie wäre auch kaum mehr rückgängig zu machen. Statt für eine Reform, die an den Grundfesten der Geldordnung rührt, plädieren sie deshalb für kontrollierte und schrittweise Stabilisierungsmassnahmen wie etwa eine Erhöhung der Eigenkapitalquoten der Banken.