«Gewiss, dass frei nur ist, wer seine Freiheit gebraucht», heisst es in der Präambel der eidgenössischen Bundesverfassung. Insgesamt 75-mal ist der Freiheitsbegriff in ihr verankert.
Wer von seinen Freiheitsrechten wie viel Gebrauch macht, lässt sich aufgrund des Avenir-Suisse-Freiheitsindexes nicht beurteilen. Sehr wohl beurteilen und vergleichen lässt sich mit ihm aber, wie viele Freiheitsrechte die Schweizer Kantone – und das Fürstentum Liechtenstein – ihrer Bevölkerung zugestehen. Dafür wurden dieses Jahr insgesamt 29 Indikatoren in den beiden Teilbereichen wirtschaftliche und gesellschaftliche Freiheit ausgewertet.
Was Freiheit bedeutet, wie wir sie messen, wie die in den Index einfliessenden Indikatoren im Detail definiert sind, und wie daraus die Teilindizes zur wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Freiheit gebildet werden, ist im Methodik-Dokument dargelegt. Neu sind zudem alle Daten in einem Excel-Dokument publiziert.
Das Ranking
Beim Avenir-Suisse-Freiheitsindex 2024 schwingt der Kanton Aargau obenaus. Als einziger Kanton weist er sowohl bei der wirtschaftlichen als auch bei der gesellschaftlichen Freiheit sehr gute Werte auf. Rang 2 geht an Liechtenstein, das seit fünf Jahren ebenfalls in der Wertung berücksichtigt wird. Das Podest wird vom Kanton Appenzell Ausserrhoden komplettiert. Kurzkommentare zum Abschneiden aller 26 Kantone und Liechtenstein finden Sie unter diesen Kantonskürzeln:
AG, AI, AR, BE, BL, BS, FR, GE, GL, GR, JU, LU, NE, NW, OW, SG, SH, SO, SZ, TG, TI, UR, VD, VS, ZG, ZH, LI
Die obige Abbildung bildet alle Kantone auf den beiden Achsen «wirtschaftliche» und «gesellschaftliche» Freiheit ab. Sie zeigt, dass zwischen dem Abschneiden der Kantone in den beiden Teilindizes wenn überhaupt, dann eine negative Korrelation besteht. Das sieht man deutlicher, wenn man sich den Ausreisserkanton Aargau wegdenkt. Liegt ein Kanton also in beiden Teilindizes in der hinteren Hälfte, dann ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass er gesamthaft sogar auf den hintersten Plätzen liegt – und dasselbe gilt natürlich für das gegenteilige Szenario.
Dass die Kantone beim Teilindex der wirtschaftlichen Freiheit durchschnittlich höhere Werte erzielen als bei der gesellschaftlichen, könnte zur Bestätigung eines gängigen Klischees verleiten: «Seht ihr, die Schweiz ist wirtschaftlich liberal, aber gesellschaftlich konservativ!» Unabhängig davon, wie man zu dieser Aussage steht, sei hier betont: Aus diesem Index kann das nicht herausgelesen werden. Die Werte bei den wirtschaftlichen Freiheiten liegen deshalb tendenziell höher als bei den gesellschaftlichen, weil bei ersteren quantitative Indikatoren dominieren. Bei diesen erhält der beste Kanton (vgl. Methodik) automatisch 100 Punkte. Bei den gesellschaftlichen Freiheiten dominieren hingegen qualitative Indikatoren. Hier erfüllen auch die besten Kantone oft nicht alle Kriterien und erreichen deshalb keine 100 Punkte. Das führt im Schnitt zu niedrigeren Punktzahlen.
Auffällig ist in der Abbildung etwas anderes: eine starke Cluster-Bildung der Sprachregionen. Die sechs Kantone, die über der 45°-Gerade liegen, die Kantone also, in denen die gesellschaftlichen Freiheiten im Durchschnitt besser bewertet wurden als die wirtschaftlichen, sind ausnahmslos lateinischsprachig – nämlich Waadt, Jura, Genf, Neuenburg, Freiburg und das Tessin. Einzig der ebenfalls mehrheitlich französischsprachige Kanton Wallis liegt unter dieser Linie. Die manchmal vielleicht als klischiert empfundene Typisierung der Deutschschweiz als die wirtschaftsnähere, aber gesellschaftlich dafür weniger freiheitliche, findet hier also neue Nahrung.
So gesehen verschwindet auch die negative Korrelation zwischen den beiden Freiheitsarten. Innerhalb der Sprachcluster ist diese nämlich nicht zu finden. Grössere gesellschaftliche Freiheiten gehen also nicht gezwungenermassen auf Kosten geringerer wirtschaftlicher Freiheiten. Das bedeutet auch, dass die Kantone über Sprachgrenzen hinweg noch viel voneinander lernen können und sollten. So verhindert z.B. ein attraktives steuerliches Umfeld (eher in der Deutschschweiz anzutreffen) nicht, dass ein Kanton nicht auch die politische Partizipation von niedergelassenen Ausländern (eher in der Romandie anzutreffen) erleichtern kann.
Ein Excel-Dokument mit allen Angaben
Auf dieses Jahr hin haben wir die Transparenz des Freiheitsindexes deutlich erhöht. Neu wurden alle Daten in einem öffentlich zugänglichen Excel-Dokument aufbereitet. Darin sind nicht nur die Indexwerte und Rangierungen der Kantone für alle Indikatoren zu finden, sondern auch die effektiven Werte der einzelnen Indikatoren. Einige davon bestehen aus mehreren Komponenten. Diese sind auf einem weiteren Arbeitsblatt dargestellt. Auf dem letzten Arbeitsblatt findet sich schliesslich eine Zeitreihe mit den Rangierungen aller Kantone seit 2009.
Freiheit ist letztlich immer ein subjektives Konzept. Ob etwa ein Gesetz als eine die persönlichen Handlungsoptionen beschneidende, unnötige Einschränkung empfunden wird oder nicht, mag jedes Individuum anders beurteilen. Deshalb ist der Avenir-Suisse-Freiheitsindex interaktiv angelegt: Im Arbeitsblatt «Indexwerte» kann jeder Indikator individuell an- und abgewählt werden (Spalte D), um damit einen Freiheitsindex nach den eigenen Präferenzen zu erstellen. Berücksichtigt in den Durchschnittswerten für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Freiheit werden nur die angewählten Indikatoren. Das Arbeitsblatt «Ränge» passt sich dadurch ebenso automatisch an wie das Blasendiagramm der 26 Kantone und Liechtenstein auf den ersten beiden Arbeitsblättern.
Im Arbeitsblatt «Ränge historisch» finden Sie zudem eine interaktive Grafik mit Zeitreihen für alle Rangierungen. Wählen Sie einfach jene/n Kanton/e und jene Freiheitskategorie an, für die Sie die Entwicklung der Platzierungen sehen wollen.
Neue Methodik zur Indexierung
Um die Indexierung der Werte verständlicher und besser interpretierbar zu gestalten, wurde die Methodik umfassend angepasst:
- Bei den quantitativen Indikatoren erhält der Kanton mit dem besten Wert einen Indexwert von 100 Punkten, der Kanton mit dem schlechtesten Wert erhält 0 Punkte.
- Bei den qualitativen Indikatoren resultiert ein Indexwert von 100, wenn ein Kanton alle Kriterien voll erfüllt.
Für jeden Indikator können also minimal 0 Punkte und maximal 100 Punkte erreicht werden. Das gilt auch für die beiden Teilindizes zur wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Freiheit, die ein arithmetisches Mittel der zugehörigen Indikatoren darstellen.
Dieses Vorgehen unterscheidet sich vom bisherigen: Bis 2023 wurde der Durchschnitt aller Kantone auf 50 Punkte festgelegt und die erzielte Punktzahl eines Kantons hing davon ab, wie viele Standardabweichungen er neben diesem Schnitt lag. Das war mathematisch plausibel, aber wenig intuitiv, da es gut möglich war, dass bei einem Indikator der niedrigste Indexwert z.B. bei 40 Punkten zu liegen kommt, oder dass umgekehrt ein Kanton bei einem anderen Indikator nur 65 Punkte erreicht, obwohl er alle Kriterien erfüllt. Die neue, konsequente 0–100-Skala bedeutet vor allem für qualitative Indikatoren mit wenigen Abstufungen eine Streckung. Das bedeutet, dass sich hier die gleichen Unterschiede stärker als bisher im jeweiligen Teilindex niederschlagen, was zu gewissen Rangverschiebungen führen kann.
Feedback willkommen!
Wer transparent ist, macht sich angreifbar. Diese Konsequenz tragen wir gerne. Wer der Meinung ist, «sein» Kanton sei bei einem bestimmten Indikator falsch bewertet worden, ist herzlich eingeladen, sich bei uns zu melden. Während man bei quantitativen Indikatoren allenfalls über methodische Details diskutieren kann, besteht bei der Beurteilung der qualitativen Indikatoren manchmal ein Interpretationsbedarf, etwa wenn es um die Auslegung von Gesetzen geht.
Ob Sie nun eine spezifische Schwäche in der Methodik auszumachen glauben, eine falsche Bewertung vermuten oder einen Vorschlag für einen neuen Indikator haben: Melden Sie sich ungeniert bei uns. Denn unser Ziel ist klar: Wir wollen Ihnen einen möglichst aussagekräftigen Freiheitsindex bieten – auch in Zukunft.
AG ↑
Rang 1 / Indexwert 67
Nach mehreren Podestplätzen seit 2018 ist der Kanton Aargau in diesem Jahr erstmals wieder Sieger des Freiheitsindexes – und das sogar mit einem komfortablen Vorsprung von sechs Indexpunkten. Sowohl im wirtschaftlichen als auch im gesellschaftlichen Teilindex belegt der Aargau den dritten Platz. Hervorzuheben bei den wirtschaftlichen Freiheiten ist die Regulierungsfolgenabschätzung, die der Kanton als einer der wenigen Kantone durchführt. Auf Platz 1 steht der Kanton auch bei der Gesundheit der Kantonsfinanzen. Auch der Kanton Aargau könnte sich aber noch verbessern: Unternehmen werden steuerlich ziemlich stark belastet und die Schuldenbremse ist eine der schwächeren. Bei den gesellschaftlichen Freiheiten sticht die konsequente Trennung zwischen Staat und Kirche mit dem Verzicht auf eine Kirchensteuer für Unternehmen und auf ein religiös behaftetes Veranstaltungsverbot heraus. Moderate Regeln stellt der Kanton zudem beim Homeschooling, und beim Nichtraucherschutz geht der Kanton nicht über die Bundesregeln hinaus, was hier als freiheitlicher gilt als Regeln, die das Rauchen praktisch verbannen.
AI ↑
Rang 19 / Indexwert 45
Bei den ökomischen Indikatoren ist der Kanton Appenzell Innerrhoden im hinteren Mittelfeld anzutreffen. Dazu trägt die Absenz einer Schuldenbremse und einer Regulierungsfolgenabschätzung bei. Zudem wird die Gesundheit der Kantonsfinanzen schlechter bewertet als im letztjährigen Index. Dass der Kanton bei der Dezentralisierung niedrige Werte aufweist, dürfte hingegen aufgrund seiner Kleinheit nicht überraschen. Liberal zeigt sich der Kanton bei den Ladenöffnungszeiten und dem Alkoholverkaufsgesetz. Bei den gesellschaftlichen Freiheiten ist er mit Rang 15 etwas besser platziert. Beim Nichtraucherschutz und beim Öffentlichkeitsgesetz gehört Appenzell Innerrhoden zu den Kantonen mit der vollen Punktzahl. Gut platziert ist der Kanton auch bei der öffentlichen Sicherheit. Verbessern kann er sich bei der Videoüberwachung. Die Trennung von Staat und Kirche ist aufgrund der Kirchensteuer für Unternehmen und dem Veranstaltungsverbot an hohen Feiertagen nicht vollzogen.
AR ↑
Rang 3 / Indexwert 58
Der Vorjahressieger Appenzell Ausserrhoden steht auch in diesem Jahr auf dem Podest – wenn auch nur auf dem Bronze-Platz. Dazu reicht ihm ein solides Abschneiden in beiden Teilindizes. Bei den wirtschaftlichen Freiheiten befindet sich der Kanton auf Platz 9. Die steuerliche Belastung ist eher hoch, ausser für die Unternehmen, wo der Kanton den neuntniedrigsten Wert aufweist. Kompensiert wird die eher magere Bilanz teilweise mit einer soliden Schuldenbremse, liberalen Ladenöffnungszeiten und dem Verzicht auf Gastgewerbegebühren. Verbesserungsbedarf besteht bei den kantonalen Monopolen, wo sich Appenzell Ausserrhoden den letzten Rang mit einer Handvoll anderen Kantonen teilt. Als einer von wenigen Deutschschweizer Kantonen schneidet Appenzell Ausserrhoden bei den gesellschaftlichen Indikatoren gut ab (Rang 6). Moderate Regulierung beim Homeschooling und der drittbeste Wert bei der öffentlichen Sicherheit tragen dazu bei. Mit dem Verzicht auf Kirchensteuern bei Unternehmen und auf ein Veranstaltungsverbot ist der Kanton auch bei der Trennung von Staat und Kirche vorbildlich.
BE ↑
Rang 21 / Indexwert 44
Der Kanton Bern ist vor allem bei den Indikatoren, die die Steuerbelastung betreffen, schlecht platziert. Auch hat er anteilsmässig mehr Beschäftigte im öffentlichen Sektor als jeder andere Kanton. Das überrascht zwar angesichts der grossen Präsenz der Bundesverwaltung nicht, beeinflusst die wirtschaftliche Freiheit aber trotzdem negativ, weil die öffentliche Verwaltung so viele Humanressourcen absorbiert. Als so grosser Kanton könnte Bern zudem eine stärkere Dezentralisierung aufweisen. In einigen regulatorischen Aspekten der wirtschaftlichen Freiheit ist Bern dagegen nicht schlecht aufgestellt. Insgesamt resultiert bei den wirtschaftlichen Indikatoren mit Rang 18 ein Platz im hinteren Mittelfeld. Einen Rang besser ist der Kanton bei den gesellschaftlichen Indikatoren. Er kann mit einer relativ freiheitlichen Regelung beim Homeschooling punkten. Weiter setzt Bern die Wohnsitzfristen bei der Einbürgerung tief an und hat ein solides Öffentlichkeitsgesetz. Beim Rest der gesellschaftlichen Indexwerte verbucht der Kanton aber auch ein paar Nuller. Insgesamt verliert Bern vier Plätze im Vergleich zum letztjährigen Ranking.
BL ↑
Rang 22 / Indexwert 44
Bei der wirtschaftlichen Freiheit liegt der Kanton Basel-Landschaft bei zahlreichen Indikatoren im hinteren Mittelfeld. Eine Durchschnittfamilie findet hier die vierthöchste Steuerbelastung. Positiv sticht die Regulierungsfolgenabschätzung hervor, die der Kanton als einer der wenigen in der Schweiz durchführt. Weitere (geteilte) erste Ränge erreicht Basel-Landschaft bei den Ladenöffnungszeiten und den kantonalen Monopolen. Bei den gesellschaftlichen Indikatoren zeigt sich ein ähnliches Bild. Beim Nichtraucherschutz geht der Kanton weit über die Bundesregelung hinaus. Die Dauer bis zur Baubewilligung ist vergleichsweise lang. Verbessern könnte sich Basel-Landschaft auch mit der Abschaffung der Kirchensteuer für Unternehmen und der Lockerung des Veranstaltungsverbots. Seit 2019 (Rang 7) hat das Baselbiet viele Ränge im Freiheitsindex verloren.
BS ↑
Rang 6 / Indexwert 56
Der Halbkanton am Rheinknie erreicht bei etwa der Hälfte der wirtschaftlichen Indikatoren sehr gute Werte. So hat er die zweittiefste Staatsquote (was allerdings eher auf die sehr hohe Wirtschaftsleistung als auf niedrige Ausgaben zurückzuführen ist) und zeigt sich grosszügig beim Steuerabzug für die externe Kinderbetreuung. Der Kanton erreicht die volle Punktzahl bei der Bonität als Schuldner, den Gastgewerbegebühren, der Regulierungsfolgenabschätzung und den kantonalen Monopolen. Nicht gut schneidet Basel-Stadt hingegen bei den vier Indikatoren zur Steuerbelastung ab. Auch beim Alkoholverkaufsgesetz und bei der Arbeitsmarktregulierung ist der Kanton nicht sehr liberal. Reicht es bei den wirtschaftlichen Freiheiten für Platz 4, ist Basel-Stadt bei den gesellschaftlichen Indikatoren «nur» an elfter Stelle. Besonders sticht dabei der Indikator öffentliche Sicherheit ins Auge, wo der Stadtkanton wenig überraschend hohe Sicherheitsausgaben hat und damit trotzdem nur eine eher geringe Aufklärungsquote erreicht. Auf eine Baubewilligung wartet man nur in zwei Kantonen länger. Auch den Nichtraucherschutz könnte der Kanton liberaler gestalten.
FR ↑
Rang 20 / Indexwert 44
Der Kanton Freiburg schneidet bei einem Grossteil der wirtschaftlichen Indikatoren unterdurchschnittlich ab. Dazu gehören die dritthöchste Staatsquote der Auswertung und die restriktivsten Ladenöffnungszeiten schweizweit. Auch bei den die Steuern betreffenden Indikatoren findet sich der Kanton auf den hinteren Rängen. Besser sieht es bei den gesellschaftlichen Indikatoren aus, wo der Kanton gesamthaft Rang 10 erreicht. Positiv stechen die weitgehenden politischen Rechte für Ausländer auf Gemeindeebene hervor. Hingegen wartet man in Freiburg am zweitlängsten auf eine Baubewilligung. Die Rangierung im gesellschaftlichen Teilindex reicht jedoch nicht aus, um den erheblichen Rückstand auszugleichen, den sich der Kanton mit dem 24. Platz im wirtschaftlichen Teilindex einhandelt. Mit dem 20. Rang schneidet der Kanton zwei Ränge schlechter ab als im Jahr zuvor.
GE ↑
Rang 16 / Indexwert 46
Der Kanton Genf beendet eine Tradition: In den bisherigen Auswertungen lag er immer an letzter Stelle des Freiheitsindexes. 2024 macht er einen Sprung um elf Ränge nach vorne. Dies, obwohl die Verbesserungen bei den beiden Teilindizes geringer sind: +2 Plätze bei der wirtschaftlichen Freiheit (neu auf Rang 25), +5 Ränge bei der gesellschaftlichen Freiheit (neu Rang 8). Der Aufstieg im Gesamtindex ist also teilweise einer speziellen Konstellation bei den anderen Kantonen geschuldet, der Vorsprung auf den drittletzten Platz beträgt nur 3,4 Indexpunkte. Der Kanton hat (zusammen mit Waadt) immer noch die höchste Steuerausschöpfung bei natürlichen Personen. Zudem hat Genf eine hohe Staatsquote, viele Beschäftigte im öffentlichen Sektor, kurze Ladenöffnungszeiten und eine starke Arbeitsmarktregulierung. Immerhin zeigt sich Genf familienfreundlich: Die Steuerbelastung einer Durchschnittsfamilie ist eher gering, und der Steuerabzug für externe Kinderbetreuung wurde jüngst deutlich erhöht. Im gesellschaftlichen Teilindex schliesst der Kanton Genf zu den anderen Westschweizer Kantonen auf. Liberale Regulierungen beim Homeschooling, keine Kirchensteuern bei Unternehmen und der Verzicht auf ein Veranstaltungsverbot stechen positiv hervor. Zudem kennt Genf politische Rechte für Ausländer auf Gemeindeebene. Verbessern muss sich der Kanton bei der öffentlichen Sicherheit, wo er in doppelter Hinsicht auf dem letzten Platz liegt: Er «kombiniert» die höchsten Pro-Kopf-Ausgaben mit der niedrigsten Aufklärungsrate. Zudem dauert es schweizweit am längsten, in Genf eine Baubewilligung zu erhalten.
GL ↑
Rang 13 / Indexwert 51
Der Kanton Glarus weist bei den wirtschaftlichen Indikatoren über weite Strecken solide Werte auf. Bei der Staatsquote befindet sich der Kanton aber im hinteren Drittel der Wertung. Bei den Ladenöffnungszeiten, dem Alkoholverkaufsgesetz und den Gastgewerbegebühren landet Glarus dagegen auf den vorderen Rängen. Mit der Beibehaltung von Laienrichtern und der Beschränkung auf das Bundesgesetz beim Nichtraucherschutz punktet der Kanton beim gesellschaftlichen Index. Abschaffen sollte Glarus hingegen die Kirchensteuer für Unternehmen und das Veranstaltungsverbot mit religiösem Hintergrund. Die Wohnsitzfristen für die Einbürgerung sind hoch angesetzt. Insgesamt erreicht der Kanton Glarus den dreizehnten Rang und verschlechtert sich damit um zwei Ränge gegenüber der letzten Auswertung.
GR ↑
Rang 10 / Indexwert 52
Der Kanton Graubünden erreicht von allen Kantonen die stärkste Verbesserung gegenüber der letztjährigen Auswertung. Er steigt um nicht weniger als 14 Ränge auf und befindet sich neu auf Rang 10 des Freiheitsindex. Die Verbesserung findet sowohl im wirtschaftlichen Teilindex (+7 Ränge) als auch im gesellschaftlichen Teilindex (+10 Ränge) statt. Sie ist allerdings nicht nur auf effektive Verbesserungen im Kanton zurückzuführen, sondern auch die Änderung der Indexierungsmethodik dürfte einen Einfluss haben, und nicht zuletzt wurde der Bergkanton bei zwei Indikatoren neu beurteilt: Sowohl bei den Ladenöffnungszeiten als auch bei den Gastgewerbegebühren überlässt er die Regelung den Gemeinden, wofür ihm neu die Maximalpunktzahl vergeben wurde. Auch was die Ausgaben betrifft, weist der grossflächige Bergkanton eine hohe Dezentralisierung auf. Die Staatsquote konnte Graubünden deutlich (von 27,1% auf 23,8%) senken, auch wenn sie immer noch zu den höchsten aller Kantone gehört. Bei den gesellschaftlichen Indikatoren befindet sich Graubünden bei vielen Werten knapp im vorderen Mittelfeld. Punkten kann der Kanton mit einer moderaten Dauer bis zu Baubewilligung und den politischen Rechten für Ausländer, die in einigen Gemeinden eingeführt wurden. Jedoch gehören die Wohnsitzfristen für die Einbürgerung zu den längsten der Schweiz.
JU ↑
Rang 12 / Indexwert 51
Nach mehreren Jahren an der Spitze der französischsprachigen Kantone gibt der Kanton Jura diesen Titel nun mit einem Abstieg um fünf Ränge an den Kanton Neuenburg ab. Im Kanton prallen zwei Extreme aufeinander: Zum einen der letzte Platz bei den wirtschaftlichen Indikatoren, zum anderen der zweitbeste bei den gesellschaftlichen. Von den steuerzentrierten Indikatoren über die Ausdehnung des Staates, z.B. die Staatsquote, bis zur Regulierung der Ladenöffnungszeiten und des Alkoholverkaufs schneidet der Kanton Jura schlecht ab. Bei den gesellschaftlichen Indikatoren zeigt er sich dafür besonders liberal. Freiheitliche Regelungen beim Homeschooling, dem Nichtraucherschutz und beim Indikator Videoüberwachung werden ergänzt durch politische Rechte für Ausländer auf Kantons- und Gemeindeebene.
LU ↑
Rang 25 / Indexwert 43
Der Kanton Luzern verliert bei den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Freiheiten je 3 Ränge, und fällt damit gesamthaft von Platz 16 auf Platz 25 zurück. Statt mit der Bestnote 6 wird die Gesundheit der Kantonsfinanzen nur noch mit einer 4,8 bewertet und der Indikator zur öffentlichen Sicherheit hat sich verschlechtert. Zudem fällt aufgrund der neuen Indexierung das schlechte Abschneiden bei den Indikatoren Kirchensteuer für Unternehmen, Veranstaltungsverbot und Laienrichter stärker ins Gewicht. Im wirtschaftlichen Index erreicht der Kanton Luzern noch knapp die Top 10. Er zeichnet sich durch einen hohen Grad an Dezentralisierung aus. Plätze im vorderen Drittel erreicht Luzern u.a. bei der Staatsquote, dem Anteil der Beschäftigten im öffentlichen Sektor und der Steuerausschöpfung juristischer Personen. Das Alkoholverkaufsgesetz ist liberal ausgestaltet. Auf den hinteren Plätzen liegt Luzern bei den Steuerabzügen für die externe Betreuung und den Ladenöffnungszeiten. Beim gesellschaftlichen Teilindex steht der Kanton Luzern an letzter Stelle. Neben den schon genannten Indikatoren erhält der Kanton auch null Punkte bei den politischen Rechten für Ausländer, bei der Videoüberwachung und für das fehlende Öffentlichkeitsgesetz. Ein solches soll allerdings auf Juni 2025 in Kraft treten.
NE ↑
Rang 8 / Indexwert 53
Neu steht der Kanton Neuenburg and der Spitze der französischsprachigen Kantone im Freiheitsindex. Den wirtschaftlichen Indikatoren hat er das nicht zu verdanken – der Kanton befindet sich bei diesem Teilindex auf Platz 22. Eine Durchschnittsfamilie zahlt die schweizweit höchsten Steuern in Neuenburg. Ein im relativen Vergleich hoher Anteil der Beschäftigten arbeitet im öffentlichen Sektor und auch bei der Dezentralisierung schneidet der Kanton schlecht ab. An geteilter erster Stelle ist Neuenburg hingegen bei der Gesundheit der Kantonsfinanzen, wo der Kanton sich – ganz im Gegensatz zu vielen anderen Kantonen – gegenüber letztem Jahr verbessert hat. Im gesellschaftlichen Teilindex belegt Neuenburg den vierten Rang. Als jeweils einer von zwei Kantonen gewährt er Ausländern politische Rechte auf Kantons- und Gemeindeebene und verlangt nur kurze Wohnsitzfristen bei Einbürgerungen. Der Kanton kennt auch besonders liberale Regeln beim Homeschooling und setzt bei der Aufbewahrung von Videoüberwachungsmaterial kurze Fristen.
NW ↑
Rang 23 / Indexwert 44
Nidwalden befindet sich ziemlich genau in der Mitte der wirtschaftlichen Indexwertung. Positiv fallen dabei die beiden Steuerausschöpfungsquoten auf, bei denen sich der Kanton in den Top 5 befindet. Die Steuerabzüge für externe Betreuung sind aber eher gering und der Kanton ist relativ stark zentralisiert (was aber aufgrund seiner Kleinheit auch nicht unbedingt überrascht). Bei den gesellschaftlichen Freiheiten befindet sich Nidwalden auf dem drittletzten Rang. Restriktive Regulierungen für Homeschooling, das fehlende Öffentlichkeitsgesetz und lange Wohnsitzfristen bei Einbürgerungen tragen dazu bei. Mit einer konsequenten Trennung zwischen Staat und Kirche, welche momentan von der obligatorischen Kirchensteuer für juristische Personen und dem religiös motivierten Veranstaltungsverbot verhindert wird, könnte sich der Kanton verbessern.
OW ↑
Rang 14 / Indexwert 49
Bei den wirtschaftlichen Indikatoren hält Obwalden mit Rang 6 mit den besten Kantonen mit. Dabei stechen wenige Indikatoren heraus, bei den meisten befindet sich Obwalden im Mittelfeld und fällt nirgends stark ab. Sehr gute Platzierungen erreicht der Kanton bei der Steuerausschöpfungsquote natürlicher Personen, der Schuldenbremse (seit 2020 gestärkt), dem Alkoholverkaufsgesetz und den Ladenöffnungszeiten. Im gesellschaftlichen Teilindex schneidet Obwalden mit Platz 22 deutlich weniger gut ab, wenn auch der Kanton von der Punktzahl her noch dem hinteren Mittelfeld zugeordnet werden kann. Das Homeschooling wird nicht liberal geregelt, die Wohnsitzfristen für die Einbürgerung sind lang und es gibt sowohl eine Kirchensteuer für Unternehmen als auch ein Veranstaltungsverbot. Liberal zeigt sich der Kanton beim Nichtraucherschutz. Bei der öffentlichen Sicherheit kann Obwalden sogar den besten Wert aller Kantone vorweisen. Im Gesamtindex steigt der Kanton Obwalden um 8 Ränge auf.
SG ↑
Rang 15 / Indexwert 47
Bei den wirtschaftlichen Indikatoren liegt der Kanton St. Gallen in der Mitte der Rangliste. St. Gallen hat eine tiefe Staatsquote und ist grosszügig beim Steuerabzug für die externe Kinderbetreuung (beide Rang 4). Bei den anderen steuerbezogenen Indikatoren, aber auch bei den Ladenöffnungszeiten und dem Alkoholverkaufsgesetz ist der Kanton im hinteren Mittelfeld. Tiefe Werte gibt es auch für kantonale Monopole und die Gesundheit der Kantonsfinanzen. Im gesellschaftlichen Teilindex befindet sich St. Gallen auf Rang 19. Für Videoüberwachungsmaterial gelten lange Aufbewahrungsfristen, und die Wohnsitzfristen für Einbürgerungswillige sind lang im kantonalen Vergleich. Positiv zu Buche schlägt der gute Wert bei der öffentlichen Sicherheit. Im Gesamtindex verliert der Kanton St. Gallen sechs Ränge im Vergleich zum Vorjahr und fällt aus den Top 10.
SH ↑
Rang 5 / Indexwert 56
Der Kanton Schaffhausen erreicht beim wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Index Ränge im vorderen Mittelfeld. Dabei hilft ihm das gute Abschneiden bei den steuerbezogenen Indikatoren. Der Kanton konnte seinen Steuerfuss in den letzten Jahren wiederholt deutlich senken. Beispielsweise weist er für die juristischen Personen unterdessen die drittniedrigste Steuerbelastung auf. Hingegen liegt der Anteil Beschäftigter im öffentlichen Sektor weiterhin ziemlich hoch. Schaffhausen hat ferner verschiedene kantonale Monopole. Bei vielen gesellschaftlichen Indikatoren erreicht der Kanton gute Platzierungen – so z.B. bei den Wohnsitzfristen bei Einbürgerungen und der Dauer bis zur Baubewilligung. Das Veranstaltungsverbot an hohen Feiertagen und die strengen Zulassungsregeln ins Richteramt trüben das Bild etwas. Insgesamt verbessert sich Schaffhausen gegenüber dem letzten Jahr um fünf Ränge und ist damit neu in den Top 5.
SO ↑
Rang 17 / Indexwert 46
Der Kanton Solothurn schlägt sich bei der wirtschaftlichen Freiheit etwas besser als bei der gesellschaftlichen. Es reicht aber in beiden Teilindizes für einen Platz im Mittelfeld. Beim Teilindex zur wirtschaftlichen Freiheit schlagen die grosszügigen Steuerabzüge für externe Kinderbetreuung und ein tiefer Anteil an Beschäftigen im öffentlichen Sektor positiv zu Buche. Verbesserungsfähig sind Indikatoren im Bereich der Steuern, so z.B. die Steuerausschöpfungsquote bei juristischen Personen und die Steuerbelastung der Durchschnittfamilie und des Zweitverdieners. Auch bei den kantonalen Monopolen findet sich der Kanton auf den hinteren Rängen. Bei den gesellschaftlichen Indikatoren gibt es Luft nach oben u.a. beim Veranstaltungsverbot, der Kirchensteuer für Unternehmen und der freien Schulwahl. Den zweitbesten Wert erzielt Solothurn dafür bei der Dauer bis zur Baubewilligung. In der Totalwertung hat sich Solothurn leicht verbessert, vom 21. auf den 17. Rang.
SZ ↑
Rang 4 / Indexwert 57
Als zweitbester Kanton im wirtschaftlichen Index trumpft Schwyz bei vielen Indikatoren auf. Darunter sind steuerbezogene Bereiche wie die Steuerausschöpfungsquoten, aber auch Regulierungen wie die Ladenöffnungszeiten, das Alkoholverkaufsgesetz und Gastgewerbegebühren. Verbessern könnte sich Schwyz noch bei den Steuerabzügen für die externe Betreuung und mit der Einführung einer Regulierungsfolgenabschätzung. Bei den gesellschaftlichen Freiheiten zeigt sich der Kanton weniger liberal. Politische Rechte für Ausländer und Wohnsitzfristen bei Einbürgerungen sind sehr restriktiv gestaltet. Gute Werte erzielt der Kanton bei der Videoüberwachung und dem liberalen Nichtraucherschutz. Gesamthaft verpasst Schwyz das Podest knapp, nachdem der Kanton im letzten Jahr noch die Bronzemedaille geholt hat.
TG ↑
Rang 24 / Indexwert 44
Der Kanton Thurgau rutscht im diesjährigen Freiheitsindex um zehn Plätze auf den viertletzten Rang ab und verliert damit die Ränge wieder, die er in der letztjährigen Auswertung gewonnen hat. Grund ist vor allem eine Verschlechterung im wirtschaftlichen Teilindex. Neu belegt der Kanton in beiden Teilindizes Ränge im hinteren Drittel. Die Werte bei den steuerbezogenen Indikatoren sind allesamt durchschnittlich. Bei der Gesundheit der Kantonsfinanzen verliert der Thurgau 19 Plätze und erhält dieses Jahr vom IDHEAP Lausanne, das diese beurteilt, von allen Kantonen die schlechteste Note. Zurückzuführen ist das auf das deutliche Defizit, das der Kanton 2023 zu verschmerzen hatte, und auf den niedrigen Selbstfinanzierungsgrad (der sich allerdings von Jahr zu Jahr stark ändern kann). Immerhin kann der Kanton einen guten Wert bei der Dezentralisierung vorweisen und auch der Anteil an Beschäftigung im öffentlichen Sektor ist tief. Er kennt auch das liberalste Alkoholverkaufsgesetz. Hingegen bestehen noch mehrere kantonale Monopole. Bei den gesellschaftlichen Indikatoren fallen die lange Aufbewahrungszeit von Videoüberwachungsmaterial auf, die noch immer vorhandene Kirchensteuer für Unternehmen und das Veranstaltungsverbot.
TI ↑
Rang 9 / Indexwert 53
Der Kanton Tessin punktet bei den wirtschaftlichen Indikatoren zwar durch eine tiefe Steuerbelastung für Familien und einer moderaten Staatsquote, vermag aber sonst in diesem Teilindex nicht zu überzeugen. Den Unternehmen kommt der Kanton wenig entgegen: Die Steuerausschöpfungsquote für die juristischen Personen ist die zweithöchste schweizweit und der Grenzkanton hat von allen Kantonen die grösste Anzahl Gesamtarbeits- und Normalarbeitsverträge für allgemeinverbindlich erklärt. Liberaler zeigt sich das Tessin bei den gesellschaftlichen Freiheiten, wo der Kanton auf Platz 5 rangiert. Als einziger Kanton kennt er noch ein Geschworenengericht. Dies beschert ihm den Sieg in der Kategorie Laienrichter, da in dieser die breite Vertretung der Bevölkerung im Richterstand positiv bewertet wird. Insgesamt verliert der Kanton im Gesamtindex einen Rang im Vergleich zum vergangenen Jahr.
UR ↑
Rang 26 / Indexwert 39
Der Kanton Uri landet im Gesamtranking auf dem zweitletzten Platz und verliert damit noch einen Rang im Vergleich zum vergangenen Jahr. Grund ist vor allem das Abschneiden beim Teilindex zu den gesellschaftlichen Freiheiten. Bei den wirtschaftlichen Freiheiten schlagen die hohe Staatsquote, viele Beschäftigte im öffentlichen Sektor und ein geringes Mass an Dezentralisierung negativ zu Buche. Auch bei den Ladenöffnungszeiten zeigt sich der Kanton wenig liberal. Immerhin punktet Uri bei den steuerbezogenen Indikatoren, wie der Besteuerung des Zweitverdieners. Gar auf dem ersten Platz landet er bei der Steuerabzugsfähigkeit der Kinderbetreuung – das Gesetz sieht keine Begrenzung der Abzüge vor. Bei den gesellschaftlichen Freiheiten rangiert Uri fast durchs Band auf den hinteren Rängen. Beispielhaft dafür ist der Indikator öffentliche Sicherheit, bei dem die Kombination aus mittelhohen Sicherheitsausgaben mit einer tiefen Aufklärungsrate von Straftaten zum drittschlechtesten Wert aller Kantone führt. Positiv sticht einzig die kurze Dauer bis zur Baubewilligung heraus.
VD ↑
Rang 11 / Indexwert 52
Am Kanton Waadt zeigt sich symptomatisch die Dualität der lateinischen Schweiz. Bei den wirtschaftlichen Indikatoren landet der Kanton auf dem zweitletzten Platz. Dazu tragen die (zusammen mit Genf) höchste Steuerausschöpfungsquote für natürliche Personen und die hohe Steuerbelastung der Durchschnittsfamilie und des Zweitverdieners bei. Der Kanton hat zudem das restriktivste Alkoholverkaufsgesetz der ganzen Schweiz. Bei den gesellschaftlichen Freiheiten steht der Kanton Waadt dagegen zuoberst auf dem Podest. Er bietet kurze Wohnsitzfristen bei der Einbürgerung und politische Rechte für Ausländer auf der Gemeindeebene. Zudem trennt Waadt Staat und Kirche, indem er auf eine Kirchensteuer für Unternehmen und ein Veranstaltungsverbot an hohen Feiertagen verzichtet. Über den gesamten Freiheitsindex reiht sich der Kanton Waadt mit Rang 11 im Mittelfeld ein, und verbessert sich gegenüber dem Vorjahr um vier Ränge.
VS ↑
Rang 27 / Indexwert 39
Der Kanton Wallis bildet zum ersten Mal das Schlusslicht im Freiheitsindex. Sowohl beim wirtschaftlichen als auch beim gesellschaftlichen Index befindet sich das Wallis im hintersten Viertel. Der Bergkanton besteuert die Unternehmen von allen Kantonen am stärksten und weist auch die höchste Staatsquote auf. Auch bei den Ladenöffnungszeiten, dem Alkoholverkaufsgesetz und der Arbeitsmarkregulierung ist das Wallis restriktiv. Bei den gesellschaftlichen Freiheiten gibt es ebenfalls nicht viele Lichtblicke. Nur in drei Kantonen muss man länger auf eine Baubewilligung warten. Überwachungsvideos werden lange aufbewahrt und beim Nichtraucherschutz geht das Wallis weit über die Bundesbestimmung hinaus. Immerhin ist die Regulierung von Homeschooling moderat und der Kanton sieht (als einer von nur wenigen katholischen Kantonen) von einem Veranstaltungsverbot mit religiösem Hintergrund ab.
ZG ↑
Rang 7 / Indexwert 54
Der allseits als wirtschaftsfreundlich bekannte Kanton Zug sichert sich nicht überraschend mit deutlichem Abstand erneut den Spitzenplatz im wirtschaftlichen Index. Bei allen steuerbezogenen Indikatoren liegt Zug auf dem ersten Platz, einzig der Steuerabzug für die externe Kinderbetreuung könnte noch erhöht werden. Der Kanton hat mit riesigem Abstand die tiefste Staatsquote schweizweit und den kleinsten Anteil Beschäftigter im öffentlichen Sektor. Um im Gesamtindex aufzusteigen, müsste sich der Kanton Zug bei den gesellschaftlichen Indikatoren verbessern, wo er ganz im Kontrast zum wirtschaftlichen Teilindex nur auf Rang 23 liegt. Beim Homeschooling zeigt sich der Kanton restriktiv und die Erteilung von Baubewilligungen dauert lange. Videoaufnahmen im öffentlichen Raum werden lange aufbewahrt und im Verhältnis zur Aufklärungsquote von Straftaten fallen relativ hohe Kosten für die öffentliche Sicherheit an. So bleibt der Kanton Zug mit Rang 7 im vorderen Drittel des Gesamtindex, die Top 5 Platzierung vom letzten Jahr verpasst er jedoch.
ZH ↑
Rang 18 / Indexwert 45
Der Kanton Zürich, dem zuweilen eine gewisse wirtschaftliche Trägheit vorgeworfen wird, schneidet im entsprechenden Teilindex mit Rang 8 gar nicht so schlecht ab. Seine Schwächen liegen überraschenderweise eher im gesellschaftlichen Bereich. Bei den wirtschaftlichen Freiheiten glänzt der Kanton mit dem höchsten Dezentralisierungsgrad schweizweit. Zudem erhält er Bestnoten für Bonität, liberale Ladenöffnungszeiten und die Regulierungsfolgenabschätzung. Im Teilindex zur gesellschaftlichen Freiheit sperrt sich der Zürcher Löwe hingegen selbst ein. Er liegt nur auf dem 24. Rang. Videoaufnahmen im öffentlichen Raum werden lange aufbewahrt und im Verhältnis zur Aufklärungsquote von Straftaten fallen sehr hohe Kosten für die öffentliche Sicherheit an. Unternehmen sind im Kanton Zürich zudem nicht von der Kirchensteuer befreit und es herrscht ein Veranstaltungsverbot an hohen Feiertagen. Liberal zeigt sich der Kanton beim Homeschooling und den Wohnsitzfristen bei Einbürgerungen. Im Gesamtindex fällt der Kanton Zürich um fünf Ränge auf den 18. Platz zurück.
LI ↑
Rang 2 / Indexwert 59
Hinweis: Der Index spiegelt die Bereiche, in denen die Kantone Handlungsspielraum haben. Gesetze auf Bundesebene werden für die Beurteilung der Kantone ausgeklammert – im Unterschied zu Liechtenstein. Deshalb kann ein Vergleich schwierig sein.
Bis auf den Kanton Aargau lässt das Fürstentum Liechtenstein alle Kantone hinter sich und platziert sich damit erneut sehr gut im Freiheitsindex. Sehr gute Werte erhält Liechtenstein bei den steuerbezogenen Indikatoren. Einzig ein Steuerabzug für externe Kinderbetreuung fehlt. Bei der Dezentralisierung landet das Fürstentum nur auf dem 24. Rang – was angesichts der Kleinheit der Gebietskörperschaft aber nicht stark überrascht. Bei den gesellschaftlichen Indikatoren sticht die Dauer bis zur Baubewilligung heraus. Diese liegt mit 38 Tagen weit unter dem besten Wert der Schweizer Kantone und hat den (methodisch) unschönen Nebeneffekt, dass sich die Unterschiede zwischen den Kantonen bei der Indexierung dieses wichtigen Indikators dadurch verringern. Auf dem zweiten Platz steht das Fürstentum bei der öffentlichen Sicherheit. Restriktiv sind jedoch die Regeln zum Homeschooling. Bei der Kirchensteuer geht Liechtenstein sogar noch weiter als viele katholische Kantone: Der Staat kennt nicht etwa eine obligatorische Kirchensteuer bei Unternehmen, sondern finanziert Religionsgemeinschaften gleich aus dem allgemeinen Steuertopf. Die Kirchensteuer ist damit sogar für natürliche Personen sozusagen obligatorisch.