Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat dem Vertrauen in die marktwirtschaftliche Ordnung geschadet, vor allem im Blick darauf, ob man sie als eine «gerechte» Ordnung bezeichnen kann. Avenir Suisse und das Institut der deutschen Wirtschaft Köln geben nun – im Nachgang zur Doppelkonferenz über Gerechtigkeit in Zürich und Berlin vom Oktober 2008 – ein Buch heraus, das den Begriff auf seine philosophischen und politökonomischen Wurzeln zurückführt, ihn an den Fakten misst und auf seinen politischen Gebrauch hin überprüft.
Die Publikation wird eröffnet von einem ausführlichen Vorwort der beiden Herausgeberinnen, in dem sie die Gerechtigkeitsdebatte in den gegenwärtigen Kontext einbetten. Ein erster Textteil enthält Beiträge von Viktor J. Vanberg, Michael Hüther und Michael Zöller, in denen der Begriff auf seine gesellschaftspolitischen und politökonomischen Grundlagen zurückgeführt wird. Der zweite Teil enthält umfangreiche Daten über Einkommensverteilung, Umverteilung und Armut im internationalen Vergleich. Die politische Debatte in der Schweiz und in Deutschland kommentieren Gerhard Schwarz, Christoph Lütge, Beat Kappeler und Robert B. Vehrkamp. Das Buch schliesst mit einem brillanten Essay des Historikers Paul Nolte, der für die stärkere Gewichtung von Chancen und Freiheiten anstelle umfassender Umverteilung plädiert.