Dem amerikanischen Ökonomen und Nobelpreisträger Paul Krugman wird der Ausspruch zugeschrieben, dass ein Land nur deshalb Güter und Dienstleistungen exportieren muss, weil die Handelspartner impertinent genug seien, für ihre Exporte eine Entschädigung zu verlangen. Nimmt man eine reale Sichtweise ein und abstrahiert von Geld und somit auch von monetären Wechselkursen, gibt es tatsächlich keine andere Möglichkeit, als dass die Kosten der Importe einer Volkswirtschaft aus dem Erlös ihrer Exporte beglichen werden. Der Preis, zu welchem dieser Tausch erfolgt, sind die sogenannten Terms-of-Trade oder die realen Austauschverhältnisse. Diese geben das Verhältnis des Exportpreisniveaus zum Importpreisniveau wieder. Verbessern sich die Terms-of-Trade eines Landes, muss es für seine Importe relativ weniger bezahlen (die Importpreise sinken im Verhältnis zu den Exportpreisen). Die Entwicklung der Terms-of-Trade ist auch ein Indikator für den Wohlstand eines Landes. Verbessern sich nämlich die Terms-of-Trade, kann sich ein Land bei gleich bleibenden Exportpreisniveaus teurere oder mehr Importe leisten, was sich in einer Zunahme seines Wohlstandes auswirkt. Der Effekte ist dabei einem aus der Mikroökonomie bekannten Einkommenseffekt sehr ähnlich: das Land wird aufgrund günstigerer Importpreise reicher. Allerdings schlägt sich dieser Wohlstandszuwachs nicht zwingend in einem Zuwachs des Bruttoinlandprodukts nieder (vgl. Spezialthema ab S. 36).
Interessant ist ein Blick auf die Entwicklung der Terms-of-Trade für die Schweiz im Zeitraum von 1850 bis 2010. Die Terms-of-Trade wurden aus dem Verhältnis von BIP-Deflator und dem Index der Grosshandelspreise errechnet, beides Zahlenreihen, die über den relevanten Zeitraum vorhanden sind. Da der BIP-Deflator als gewichtetes Produkt der Preise international gehandelter und nicht gehandelter Güter und Dienstleistungen aufgefasst werden kann, ergeben sich die Terms-of-Trade aus der Division durch den Preisindex für international gehandelte Güter und Dienstleistungen oder dem Exportpreisindex, hier dem Grosshandelspreisindex.
Wie die obenstehende Abbildung zeigt, haben sich die Terms-of-Trade der Schweiz seit dem Zweiten Weltkrieg äusserst günstig entwickelt. Die starke Zunahme ist im Übrigen auch im internationalen Kontext ziemlich einmalig. Die Abbildung zeigt aber auch, dass die Terms-of-Trade bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges recht unspektakulär verliefen. Damals verfolgte die Schweiz keine eigentliche Aussenhandelspolitik mit Zöllen oder Subventionen. Zudem war die schweizerische Volkswirtschaft noch stark binnenorientiert. Zwischen 1914 und 1918 erfolgte dann ein ausgeprägter Einbruch der Terms-of-Trade, was vor allem auf eine stark anziehende Inflation zurückzuführen war. In der Zwischenkriegszeit von 1918 bis 1932 verzeichnete die Schweiz wieder eine deutliche Verbesserung ihrer realen Austauschverhältnisse. Viele protektionistisch motivierte Massnahmen wurden zurückgefahren und ein liberaleres Handelsregime schien aufzukommen. Zur Verbesserung der Terms-of-Trade dürfte auch die damals erhebliche Aufwertung des Frankens im Gefüge des Goldstandards beigetragen haben. Schon 1934 begannen sich die realen Austauschverhältnisse allerdings wieder zu verschlechtern, was vor allem im Gefolge der Weltwirtschaftskrise grassierendem Protektionismus, dem Abwertungswettlauf unter den wichtigsten Handelspartnern und der Errichtung immer weiterer Zollschranken geschuldet war. Erst nach 1942 setzte eine nachhaltige Verbesserung der Terms-of-Trade ein. Dieser Trend hielt bis 2003 praktisch ungebrochen an.
Ein Hauptgrund für die laufende Verbesserung der realen Austauschverhältnisse seit 1942 ist anfänglich die Unversehrtheit des Produktionsapparates, was der Schweiz einen Vorsprung im Handel verschaffte. Dann kam die allmähliche und später immer weiter gehende Liberalisierung des Welthandels mit der Aufhebung der Ausfuhrzölle und anderer Handelsrestriktionen. Gleichzeitig half der Schweiz, dass sie stets höherwertige Güter und Dienstleistungen herstellte und exportierte und weniger hochwertige und vergleichsweise günstigere Vorleistungen aus dem Ausland bezog. Mitunter drückt sich in der laufenden Verbesserung der Terms-of-Trade auch die zunehmende Nachfrage nach von der Schweiz produzierten Güter und Dienstleistungen aus. Dieses laufende «Upgrading», das immerwährende Suchen nach neuen Nischen, die ständige Verbesserung der Exportprodukte usw., dürfte einen wesentlichen Beitrag zur anhaltenden Verbesserung der realen Austauschverhältnisse geleistet haben. Die seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges erfolgte Verbesserung der realen Austauschverhältnisse liefert gleichzeitig auch eine wichtige Begründung für den durch das BIP vermutlich unterschätzten Wohlstandszuwachs in der Schweiz. Siehe dazu vor allem hier und hier (ab S. 54).