Wer kann schon den traditionellen Weihnachtsguetsli oder den Schokoladekugeln am Baum widerstehen? Die Weihnachtszeit bringt eine ganze Reihe an Süssigkeiten und Gaumenfreuden mit sich – manchmal sogar im Übermass. Beschränkt sich dies auf die Festtage, geht davon – abgesehen von einer leichten Magenverstimmung – wenig Gefahr aus. Langfristig kann ein übermässiger Konsum zuckerhaltiger Produkte jedoch zu Übergewicht oder gar Fettleibigkeit führen, was das Risiko für chronische Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs erhöht.
Übergewicht seit 10 Jahren stabil
In der Schweiz sind 43% der Bevölkerung übergewichtig oder fettleibig. Eine Zahl, die in den letzten 30 Jahren stark gestiegen ist (+42% seit 1992). In den letzten zehn Jahren ist die Entwicklung jedoch stabil geblieben: Zwischen 2012 und 2022 wurde lediglich ein Anstieg um 5% verzeichnet.
Eine Person gilt als übergewichtig, wenn ihr Body Mass Index (BMI) über 25 (bzw. über 30 bei Fettleibigkeit) liegt. Beispielsweise gilt ein 1,80 m grosser Mann mit einem Gewicht von 82 kg als übergewichtig. Dieselbe Person wäre fettleibig, wenn sie mehr als 97 kg wiegen würde.
Im internationalen Vergleich geht es der Schweiz jedoch besser als ihren Nachbarn. Von den OECD-Ländern verzeichnen nur Japan und Südkorea weniger übergewichtige oder fettleibige Personen als die Schweiz.
Zuckerkonsum sinkt, ist aber immer noch zu hoch
Obwohl die Zahl übergewichtiger Menschen in den letzten 30 Jahren zugenommen hat, ist es nicht zu einer Explosion des Zuckerkonsums gekommen. Im Gegenteil: Dieser ist zwischen 1995 und 2023 um 30% zurückgegangen, wie Daten von Agristat zeigen, die vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) zur Schätzung des Zuckerkonsums in der Schweiz verwendet werden (siehe Grafik).
Übergewicht und Fettleibigkeit lassen sich jedoch nicht nur durch den (übermässigen) Konsum von Zucker erklären, sondern sind ein multifaktorielles Phänomen: Eine unausgewogene Ernährung, fehlende körperliche Aktivität, das sozioökonomische Umfeld und genetische Veranlagungen spielen ebenfalls eine Rolle.
Trotz dieses Rückgangs bleiben die Schweizer wahre Schleckermäuler: Der Zuckerkonsum lag zuletzt bei etwa 100 Gramm pro Person und Tag – doppelt so hoch wie die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO).
Subventionen für Zucker
Viele Politiker haben dem übermässigen Konsum den Kampf angesagt. Einige setzen sich dafür ein, den Zuckerpreis mit Steuern zu erhöhen, während andere den Verkauf von Zucker einschränken möchten. In der Schweiz gibt es bereits Steuern auf Tabak und Alkohol, und regelmässig werden parlamentarische Vorstösse lanciert, um ähnliche Steuern auf den Zuckerkonsum einzuführen.
Allerdings handelt der Staat hier widersprüchlich: Einerseits gibt der Bund Geld für Prävention aus und ermuntert die Lebensmittelindustrie, den Zuckergehalt in Frühstücksflocken, Joghurt und Süssgetränken freiwillig zu begrenzen (Erklärung von Mailand). Anderseits subventioniert er die Zuckerproduktion mit 33 Mio. Fr. pro Jahr für dieselben Produkte.
Seit 2019 wird die Zuckerproduktion jährlich mit 2100 Franken pro Hektar unterstützt. Dies ist doppelt so viel wie bei anderen hoch subventionierten Produkten wie Soja. Für den Anbau biologischer Zuckerrüben hat das Parlament sogar beschlossen, den Support um weitere 200 Franken pro Hektar zu erhöhen. Ende 2023 erklärte eine Kommission des Ständerats, diese «vorübergehende» Unterstützung über das ursprünglich vorgesehene Jahr 2026 hinaus verlängern zu wollen.
Mehr Kohärenz in der Politik
Ist es nicht unlogisch, dass die Politiker einerseits die Zuckerproduktion unterstützen und gleichzeitig dazu aufrufen, den Zuckerverbrauch einzuschränken? Es ist, als würde der Schmutzli – in Form des Bundesamtes für Gesundheit – unangemessenes Verhalten sanktionieren, während der Weihnachtsmann – in Form des Bundesamtes für Landwirtschaft – den Verzehr der Süssigkeit fördert. Anstatt neue Steuern und Vorschriften einzuführen, wäre der Bund besser beraten, die Subventionierung von Zucker ganz einzustellen.